13. Juli 2003 | Die Drachenfelsbahn springt aus den Gleisen

Die Königswinterer Drachenfelsbahn ist am Sonntagnachmittag in Höhe der Haltestelle Drachenburg aus den Schienen gesprungen. Nach Medienberichten wurde hierbei eine Person leicht verletzt. Der Löschzug Altstadt der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter wurde von der Bahngesellschaft für die Bergungsarbeiten alarmiert. Da hier jedoch weder technisches Material noch Knowhow für solche Arbeiten vorhanden ist, forderte Einsatzleiter Stadtbrandinspektor Michael Bungarz Unterstützung durch die Berufsfeuerwehr Bonn an. Bei den umfangreichen Eingleisungsarbeiten unterstützten die Ehrenamtler ihre professionellen Bonner Kollegen. Gemeinsam gelang es schließlich, das Fahrzeug wieder in die Gleise und Zahnräder zurückzubefördern. Einsatzfotos der Feuerwehr Königswinter können in einem Einsatz-Extra abgerufen werden.

Nachfolgend mit freundlicher Unterstützung des Bonner General-Anzeigers die Berichterstattung in der Onlineausgabe vom 14.07.2003:

Die Drachenfelsbahn springt aus dem Gleis

Fahrgäste in Königswinter bleiben unverletzt – Der Fahrer wird mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht – Die Bergung der Lokomotive erfolgt mit einem Spezialgerät der Stadtwerke Bonn

Von Holger Willcke und Frank Homann (Fotos)

Königswinter. Sonntag, 14.30 Uhr: Blauer Himmel, die Sonne scheint – für die Touristenstadt Königswinter ein toller Tag. Vor Schloss Drachenburg tummeln sich viele Besucher. Plötzlich kracht und quietscht es vor den Schlosstoren. Viele Gäste rennen aus dem Park und trauen ihren Augen nicht: Die Drachenfelsbahn ist aus dem Gleis gesprungen – für eine Zahnradbahn ein Horrorszenario.

Abstimmung: Die Spezialisten der Bonner Berufsfeuerwehr und der Stadtwerke Bonn legen die Bergung der Drachenfelsbahn detailgenau fest.

Aber dieses Mal hatten die Fahrgäste und die Bahngesellschaft Glück. Die Bahn blieb neben dem Gleis stehen. Die Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Nur der Lokführer wurde mit einem Schock ins Krankenhaus gebracht. Vor 45 Jahren, als die Drachenfelsbahn das letzte Mal aus dem Gleis gesprungen war, starben 17 Menschen.

Rolf Limper, Geschäftsführer der Drachenfelsbahn, eilte sofort an den Unglücksort. Es mussten in kürzester Zeit wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die verschreckten Fahrgäste fuhren mit Taxis in die Altstadt. Feuerwehr und Polizei wurden alarmiert. Der Bahnbetrieb wurde sofort eingestellt. Da das erforderliche Spezialgerät zur Bergung der Bahn nur die Stadtwerke Bonn (SWB) besitzen, mussten die SWB und die Berufsfeuerwehr Bonn zur Hilfe geholt werden.

Die Reparaturen sollen bis Montag abgeschlossen sein.

Als alle Rettungskräfte vor Ort eingetroffen waren, galt es eine Strategie zu entwickeln. Die Bergung war schwierig, weil die Feuerwehr noch nie eine Bahn auf einer Steigungsstrecke von sechs Prozent geborgen hat. Gegen 18 Uhr waren die Vorbereitungen abgeschlossen.

Mit Spannung verfolgten die Rettungskräfte die Bergungsaktion. Gleich der erste Versuch klappte. Mittels einer Luftkissentechnik wurde die zwölf Tonnen schwere Bahn angehoben und wieder auf das Gleis gesetzt. Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz und Bahn-Chef Limper atmeten erleichtert auf. Das Schwierigste war geschafft.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, weiß selbst so ein erfahrener Bahnexperte wie Limper nicht. „Die Bahnen waren auf dem Begegnungsstück gerade aneinander vorbei gefahren. Eigentlich hätte die Weiche umspringen müssen. Aber dieser Vorgang wurde, warum auch immer, nicht ausgelöst, und die Bergbahn entgleiste“, berichtet Limper.

Jetzt habe sich ausgezahlt, dass die Bergbahn in den vergangenen Jahren soviel Geld in die Sicherheitstechnik investiert hat, war Limper erleichtert. „Aber trotzdem, wir hatten Glück im Unglück. Wenn so etwas bei der Talfahrt an einer Stelle mit fast 20 Prozent Gefälle passiert, kann das auch schlimmer enden“, weiß Limper.

Die Montage des Bergungsgerätes erfordert Erfahrung. Jeder Handgriff muss sitzen.

Den wirtschaftlichen Schaden konnte der Geschäftsführer am Sonntagabend noch nicht beziffern. „An einem so tollen Tag haben wir bis zu 6 500 Fahrgäste. Da ist uns sicherlich ein guter Tag durch die Lappen gegangen. Der Schaden an der Strecke ist wahrscheinlich nicht so gravierend“, glaubt Limper.

Am Montagmorgen sollen die Reparaturarbeiten bereits um sechs Uhr früh beginnen. Schlosser und Schmiede versuchen das Gleis wieder zu richten. „Vielleicht können wir den Bahnbetrieb wieder um 9 Uhr aufnehmen“, hoffte Limper am Sonntag. Aber das hängt auch von den Aufsichtsbehörden ab. Das Eisenbahnbundesamt und das Landesverkehrsministerium werden am Montag über den Vorfall informiert. Erst dann fällt die Entscheidung.

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