4. Oktober 2007 | Ein Albtraumszenario zu Trainingszwecken

Sandscheid. Schlimmer kann es für die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Königswinter eigentlich kaum kommen – dichter Rauch quillt aus einem abrissreifen Gebäude, ein Handwerker droht aus dem zweiten Stock zu springen, ein weiterer wird in dem brennenden Haus vermisst. Zu allem Überfluss wird auch noch ein Feuerwehrmann unter Atemschutz bei einer Gasexplosion im Keller verletzt. In Situationen wie diese können die ehrenamtlichen Einsatzkräfte prinzipiell täglich geraten – in diesem speziellen Fall handelte es sich allerdings glücklicherweise lediglich um eine Großübung in der alten Sandscheider Schule, bei der die Löschgruppen Uthweiler und Eudenbach sowie Kräfte des Löschzugs Altstadt und der Löschgruppe Oberdollendorf den Ernstfall probten.

Die Organisatoren der Übung, die Oberbrandmeister Torsten Weiler und Jonny Kiwaczynski von der Löschgruppe Uthweiler, hatten das Szenario bis ins Detail durchdacht. Tatsächlich stand der Wagen einer Handwerkerfirma vor der Tür, Gasleitungen führten in den Keller des Gebäudes, in dem laut Übungs-Drehbuch Abbrucharbeiten stattfanden, die Räumlichkeiten der Schule hatten die Übungsleiter mit Nebelmaschinen verqualmt. „Besonders für die jungen Kameraden mit wenig Einsatzerfahrung ist es sehr wichtig, dass Übungen so realitätsnah wie möglich gestaltet werden, um sie auf tatsächliche Einsatzlagen vorzubereiten,“ erläuterte Weiler. Wo dies nicht zu realisieren war, wie beispielsweise bei der Einsturzgefahr des hölzernen Treppenhauses durch Flammeneinwirkung, wurden Schilder mit den entsprechenden Informationen angebracht. Mit Thorsten Hardebeck, selbst Feuerwehrmann in Rösrath und auch als Ausbilder beim Rhein-Sieg-Kreis tätig, hatten die Wehrleute sogar einen ausgebildeten Sprengmeister eingebunden. Der zeigte dann auch sein Können, als er zeitgleich mit dem Eintreffen der ersten Fahrzeuge Rauchbomben zündete und ein kleines Feuer inszenierte. Damit die Rauchwolken nicht zu Fehlalarmierungen durch besorgte Anwohner oder Autofahrer führen konnten, war die Feuer- und Rettungsleitstelle in Siegburg vorab über die Übung informiert worden.

Wie bei einer realen Alarmierung zu diesem Objekt rückten neben den beiden zuständigen Löschgruppen die Drehleiter aus der Altstadt und der Einsatzleitwagen aus Oberdollendorf an. Auch Wehrführer Michael Bungarz war vor Ort, um sich ein Bild von der Übung zu machen und anschließend Manöverkritik zu halten. Vor seinen Augen rollte der Einsatz unter Leitung des Uthweiler Löschgruppenführers Norbert Bäßgen ab. Da zunächst von zwei Vermissten die Rede war, rüsteten sich mehrere Wehrleute mit Atemschutzgeräten aus, eine Wasserversorgung wurde hergestellt. Während ein Trupp noch im Keller auf der Suche nach den Handwerkern war, wandelte sich der bis dahin eher routinemäßige Verlauf des Einsatzes dramatisch. In einem Fenster im zweiten Stock erscheint plötzlich ein Mann, sein Fluchtweg ist durch Feuer und Rauch abgeschnitten – in Panik macht er Anstalten zu springen. Die Drehleiter wird in Stellung gebracht um ihn zu retten, da zerreißt ein ohrenbetäubender Knall die Luft. Im Keller hat es eine Explosion gegeben, ein Feuerwehrmann wird verletzt und kann das Gebäude aus eigener Kraft nicht mehr verlassen – ein Albtraumszenario für alle Einsatzkräfte. Doch der bereitstehende Rettungstrupp hatte den Kameraden bald gefunden und gerettet, ebenso wie die Drehleiterbesatzung den Handwerker aus dem zweiten Stock. Mit der Rettung des zweiten „Handwerkers“, einer etwa 80 Kilogramm schweren Trainingspuppe aus dem Gebäude, war die Übung beendet. „Es ist gut, dass die verschiedenen Einheiten auch zusammen üben,“ so Bungarz bei seiner abschließenden Übungsbewertung im Gerätehaus in Uthweiler zu den etwa 60 beteiligten Ehrenamtlern. „Das erhöht die Effizienz der Zusammenarbeit bei realen Einsätzen.“ Nur wenige Verbesserungsvorschläge hatte er für die Einsatzkräfte und zeigt sich ansonsten ebenso zufrieden mit dem Verlauf der Übung wie deren Organisatoren.

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